Es war einmal vor langer, langer Zeit, also gefühlt vor gut
2-3 Jahren, in einem kleinen, verwunschenen Vereinshaus, da hat sich der Vorstand
zusammengesetzt und das Orakel von Delphi befragt, was den so zu tun
wäre.
Und da hat dann das Orakel aus einer mystischen Wolke
heraus bedeutungsschwanger verkündet, dass
es nach gut 30 Jahren doch an der Zeit wäre das Vereinhaus mal zu renovieren. So jetzt ist es
raus! Nicht der Vorstand, das Orakel war es!
Voller Enthusiasmus und Euphorie wurde also ein
damaliges Gartenmitglied, das eine geeignete Firma sein Eigen nennen
darf, beauftragt uns ein Angebot zu unterbreiten. Natürlich mit der
großen Hoffnung verbunden, dass man unter Vereinskollegen selbstverständlich
einen fantastischen Supersonderpreis erwarten könne.
Der Preis war dann auch wirklich überwältigend. So
überwältigend, dass man davon das Vereinshaus hätte zweistöckig mit
Einliegerwohnung und Tiefgarage neu bauen können.
Aber auf keinen Fall kann eine solche Ernüchterung den
gemeinen Kleingärtner und schon gar nicht unseren Vorstand von einem so
epochalen, richtungsweisenden Bauvorhaben wie diesem abbringen. Gut, wir
sind einen Schritt zurückgetreten, haben uns besonnen und dann weise
entschieden, vielleicht doch erst einmal nur die WC-Anlagen zu
sanieren. Die WC-Anlagen sind das Aushängeschild eines jeden Gebäudes
und schon war der Elan neu entfacht.
So! Also jeder, aber wirklich jeder, kennt doch einen
oder hat von einem gehört, der alles das, was wir an Fertigkeiten
benötigten, unvorstellbar toll kann und am Ende auch noch
Geld
mitbringt. Ruckzuck und ohne jegliche Mängel versteht sich von selbst.
Und genau die waren alle bei uns. Und wenn ich alle
sage, meine ich das auch. Auf den einen haben wir extra noch gewartet,
aber dann konnten wir mit stolz sagen, das notariell beglaubigt alle
dagewesen sind.
Die größte Schwierigkeit war dann aber eigentlich
immer die, den
Chefkollegen beizubringen, dass es sich zwar um eine WC-Anlage in einem
Vereinshaus handelt, es aber trotzdem vernünftig und schön werden darf.
Zack, da war die eine Hälfte schon nicht mehr interessiert.
Die verbliebene Hälfte hat sich dann aber auch noch
mit maximaler Empörung und absolutem Unverständnis von uns abgewand. Was
passiert war? Wir sind ja hier unter uns. Da sagen wir es einfach, ohne
Rücksicht auf die Konsequenzen nehmen zu müssen. Wir hatten, angeblich
vollkommen sittenwidrig und entgegen den festen kaufmännischen
Gepflogenheiten im, sagen wir mal mehr privat angesiedelten,
Handwerksbereich, darauf bestanden eine Rechnung für alle Leistungen zu
erhalten. Nein, nein! Es gab Handgemenge und das ein oder andere
kleinere Scharmützel, aber am Ende sind wir da doch irgendwie halbwegs
unbeschadet rausgekommen.
Also dann frohen Mutes mit
Plan B weiter. Wir haben
staatlich anerkannte und bei der Handwerkskammer eingetragene Betriebe
angesprochen. Die, die am Telefon nicht gleich bei der Nennung des
Wortes "Kleingarten" aufgelegt hatten, kamen dann zu unserem großen
Erstaunen wirklich in unsere Anlage. Zwar teilweise um Tage verspätet,
aber dafür war es dann eigentlich immer auch der Chef persönlich. Da
wurde dann gemessen, fotografiert, skizziert und äußert zeitintensiv
jedes Detail besprochen. Teilweise wurden an einem zweiten Termin sogar
schon 3D-Grafiken unserer zukünftigen, luxuriösen Sanitäranlage
präsentiert und natürlich Musterfliesen. Was sage ich denn da. Fliesen?
Natürlich Feinsteinzeug! Wenn schon, dann aber richtig.
Wir haben dann im Abschluss eines jeden Gespräches
noch einmal eindringlich darauf hingewiesen, dass
Geld keine Rolle
spiele, wenn das Ergebnis dann auch für sich sprechen würde.
Auf die Angebote warten wir noch heute. Vielleicht
kommen sie ja noch, aber im Hinblick auf den
Klimawandel und die
Ungewissheit, was wohl in tausend Jahren sein mag, wollten wir nicht
mehr darauf warten.
Eigentlich hatten wir das Thema schon zu den Akten
gelegt, da hatte eine Gartenfreundin in der Zeitung eine Anzeige gelesen
und einfach, ohne auf die eigene Gesundheit zu achten, dort angerufen.
Natürlich zunächst alles wie immer. Es kam der
Chef, Ehrensache! Messen,
Fotos, Skizzen, Details und 3D-Grafik alles wie gehabt. Doch dann
passierte das Unvorstellbare. Ja, ehrlich! Nach drei Tagen bekamen wir
ein Angebot. Und das war so detailliert ausgearbeitet, dass keine Fragen
aufkamen, alle Wünsche berücksichtigt waren und man anhand der
Benennungen der Komponenten im Internet sogar die Preise vergleichen
konnte. Selbst die Arbeitsstunden für die einzelnen Gewerke konnte man
nachvollziehen.
Wir sind dann sogar noch in die Ausstellung nach
Lüdinghausen gefahren und haben uns alle Komponenten noch einmal
anschauen können. Auf den WCs wurde probegesessen. Urinale wurden
probegestanden. Ausführungsdetails konnten begutachtet werden und das
Feinsteinzeug wurde aus den vielen vorhandenen Beispielen ausgewählt.
Alle vertraglichen Details wurden noch einmal
einvernehmlich festgelegt und wir haben sogar noch einige Posten wieder
rausnehmen können, die wir in Eigenleistung durchführen wollten.
Wie, und der Preis? Kennst du die Höhe der
jährlichen Staatsverschuldung der USA? Mehr!!!
Oder sagen wir einmal so. Mehr als wir hatten. Also
mussten wir unsere Mitglieder in einer Versammlung zu einer, nicht
unerheblichen Umlage pro Garten bitten. Aber wir haben die Thematik
vollkommen transparent dargelegt und da wären unsere Mitglieder die
Letzten, die sich nicht überzeugen lassen würden. Natürlich war keiner
hellauf begeistert, aber die Notwendigkeit wurde erkannt und da beißt
der nachhaltig orientierte Kleingärtner dann auch mal in den extrem
sauren Sanierungsapfel.
Extrem langer Rede kurzer Sinn, am 02.02.2020
geht es endlich los! Juppiduh!!
Aber bevor es los geht, vielleicht das ein oder andere
Bild zu dem, wie es vorher aussah. Unsere Sanitäranlage war jetzt
keine Ruine oder das allerletzte
Bahnhofsklo, aber es waren schon einige
erheblich Abnutzungserscheinungen zu erkennen und so richtig schön war
es auch nicht mehr. Alles hat seine Zeit und in dieser können wir
wirklich von einer Topausstattung sprechen, aber die war nun leider vorbei.
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