Die Baustelle 2020

Es war einmal vor langer, langer Zeit, also gefühlt vor gut 2-3 Jahren, in einem kleinen, verwunschenen Vereinshaus, da hat sich der Vorstand zusammengesetzt und das Orakel von Delphi befragt, was den so zu tun wäre.

Und da hat dann das Orakel aus einer mystischen Wolke heraus bedeutungsschwanger verkündet, dass es nach gut 30 Jahren doch an der Zeit wäre das Vereinhaus mal zu renovieren. So jetzt ist es raus! Nicht der Vorstand, das Orakel war es!

Voller Enthusiasmus und Euphorie wurde also ein damaliges Gartenmitglied, das eine geeignete Firma sein Eigen nennen darf, beauftragt uns ein Angebot zu unterbreiten. Natürlich mit der großen Hoffnung verbunden, dass man unter Vereinskollegen selbstverständlich einen fantastischen Supersonderpreis erwarten könne.

Der Preis war dann auch wirklich überwältigend. So überwältigend, dass man davon das Vereinshaus hätte zweistöckig mit Einliegerwohnung und Tiefgarage neu bauen können.

Aber auf keinen Fall kann eine solche Ernüchterung den gemeinen Kleingärtner und schon gar nicht unseren Vorstand von einem so epochalen, richtungsweisenden Bauvorhaben wie diesem abbringen. Gut, wir sind einen Schritt zurückgetreten, haben uns besonnen und dann weise  entschieden, vielleicht doch erst einmal nur die WC-Anlagen zu sanieren. Die WC-Anlagen sind das Aushängeschild eines jeden Gebäudes und schon war der Elan neu entfacht.

So! Also jeder, aber wirklich jeder, kennt doch einen oder hat von einem gehört, der alles das, was wir an Fertigkeiten benötigten, unvorstellbar toll kann und am Ende auch noch Geld mitbringt. Ruckzuck und ohne jegliche Mängel versteht sich von selbst.

Und genau die waren alle bei uns. Und wenn ich alle sage, meine ich das auch. Auf den einen haben wir extra noch gewartet, aber dann konnten wir mit stolz sagen, das notariell beglaubigt alle dagewesen sind.

Die größte Schwierigkeit war dann aber eigentlich immer die, den Chefkollegen beizubringen, dass es sich zwar um eine WC-Anlage in einem Vereinshaus handelt, es aber trotzdem vernünftig und schön werden darf. Zack, da war die eine Hälfte schon nicht mehr interessiert.

Die verbliebene Hälfte hat sich dann aber auch noch mit maximaler Empörung und absolutem Unverständnis von uns abgewand. Was passiert war? Wir sind ja hier unter uns. Da sagen wir es einfach, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen nehmen zu müssen. Wir hatten, angeblich vollkommen sittenwidrig und entgegen den festen kaufmännischen Gepflogenheiten im, sagen wir mal mehr privat angesiedelten, Handwerksbereich, darauf bestanden eine Rechnung für alle Leistungen zu erhalten. Nein, nein! Es gab Handgemenge und das ein oder andere kleinere Scharmützel, aber am Ende sind wir da doch irgendwie halbwegs unbeschadet rausgekommen.

Also dann frohen Mutes mit Plan B weiter. Wir haben staatlich anerkannte und bei der Handwerkskammer eingetragene Betriebe angesprochen. Die, die am Telefon nicht gleich bei der Nennung des Wortes "Kleingarten" aufgelegt hatten, kamen dann zu unserem großen Erstaunen wirklich in unsere Anlage. Zwar teilweise um Tage verspätet, aber dafür war es dann eigentlich immer auch der Chef persönlich. Da wurde dann gemessen, fotografiert, skizziert und äußert zeitintensiv jedes Detail besprochen. Teilweise wurden an einem zweiten Termin sogar schon 3D-Grafiken unserer zukünftigen, luxuriösen Sanitäranlage präsentiert und natürlich Musterfliesen. Was sage ich denn da. Fliesen? Natürlich Feinsteinzeug! Wenn schon, dann aber richtig.

Wir haben dann im Abschluss eines jeden Gespräches noch einmal eindringlich darauf hingewiesen, dass Geld keine Rolle spiele, wenn das Ergebnis dann auch für sich sprechen würde.

Auf die Angebote warten wir noch heute. Vielleicht kommen sie ja noch, aber im Hinblick auf den Klimawandel und die Ungewissheit, was wohl in tausend Jahren sein mag, wollten wir nicht mehr darauf warten.

Eigentlich hatten wir das Thema schon zu den Akten gelegt, da hatte eine Gartenfreundin in der Zeitung eine Anzeige gelesen und einfach, ohne auf die eigene Gesundheit zu achten, dort angerufen. Natürlich zunächst alles wie immer. Es kam der Chef, Ehrensache! Messen, Fotos, Skizzen, Details und 3D-Grafik alles wie gehabt. Doch dann passierte das Unvorstellbare. Ja, ehrlich! Nach drei Tagen bekamen wir ein Angebot. Und das war so detailliert ausgearbeitet, dass keine Fragen aufkamen, alle Wünsche berücksichtigt waren und man anhand der Benennungen der Komponenten im Internet sogar die Preise vergleichen konnte. Selbst die Arbeitsstunden für die einzelnen Gewerke konnte man nachvollziehen.

Wir sind dann sogar noch in die Ausstellung nach Lüdinghausen gefahren und haben uns alle Komponenten noch einmal anschauen können. Auf den WCs wurde probegesessen. Urinale wurden probegestanden. Ausführungsdetails konnten begutachtet werden und das Feinsteinzeug wurde aus den vielen vorhandenen Beispielen ausgewählt.

Alle vertraglichen Details wurden noch einmal einvernehmlich festgelegt und wir haben sogar noch einige Posten wieder rausnehmen können, die wir in Eigenleistung durchführen wollten.

Wie, und der Preis? Kennst du die Höhe der jährlichen Staatsverschuldung der USA? Mehr!!!

Oder sagen wir einmal so. Mehr als wir hatten. Also mussten wir unsere Mitglieder in einer Versammlung zu einer, nicht unerheblichen Umlage pro Garten bitten. Aber wir haben die Thematik vollkommen transparent dargelegt und da wären unsere Mitglieder die Letzten, die sich nicht überzeugen lassen würden. Natürlich war keiner hellauf begeistert, aber die Notwendigkeit wurde erkannt und da beißt der nachhaltig orientierte Kleingärtner dann auch mal in den extrem sauren Sanierungsapfel.

Extrem langer Rede kurzer Sinn, am 02.02.2020 geht es endlich los! Juppiduh!!

Aber bevor es los geht, vielleicht das ein oder andere Bild zu dem, wie es vorher aussah. Unsere  Sanitäranlage war jetzt keine Ruine oder das allerletzte Bahnhofsklo, aber es waren schon einige erheblich Abnutzungserscheinungen zu erkennen und so richtig schön war es auch nicht mehr. Alles hat seine Zeit und in dieser können wir wirklich von einer Topausstattung sprechen, aber die war nun leider vorbei.


 
August 1989 - 02.02.2020
 
     
 
  Der bisherige Bereich für den gepflegten Herrn!   
 
     
 
  Der bisherige Bereich für die Dame von Welt!   
 
02.02.2020
 
     
 
     
  Was 11 Kleingärtner und eine kleine Gärtnerinnen in 3,5 Stunden so alles kaputt machen können. Inklusive, aber das kann man hier nicht sehen, optimaler Trennung der Abfälle nach Holz Metall, Keramik usw.. Der ZBH wird stolz auf uns sein. Tapete abreißen war allerdings eine Katastrophe und hat ewig gedauert. Nur die Lattung unter der Decke als Unterbau für die neuen Gipskartonplatten im Herren-WC macht uns stellenweise etwas Sorgen. Wurde da etwa damals gepfuscht! Na? Wer fühlt sich schuldig.  
 
06.02.2020
 
 
     
 
 
     
 
 
 
  Die Sorge um die Lattung ist verflogen. Unsere Profis haben, ohne dass einer was gesagt hätte, sofort eine neue gemacht. Profis eben! Die Ständer für die Hänge-WCs und Urinale sind installiert, verrohrt und zum größten Teil schon abgemauert. Die Leitungen für die Heizkörper sind auch schon verlegt. Das Wichtigste dabei ist, dass alle Leitungen gleich mit in den Boden gelegt wurden, dort wo sie eigentlich auch schon immer hingehört haben. Und nicht an die Wand hinter einem Monstrum von Fußleiste. Der Albtraum einer jeden Reinigungskraft. Auch die Befüllleitung für die Heizung ist endlich unter dem Handwaschbecken im Damen-WC verschwunden und an ihrem richtigen Ort, an der "Technikwand" hinter dem Vorhang im Abstellraum. Es läuft! Ach so, fast vergessen, Thema ZBH. Zwei Anhänger mit fantastisch getrenntem Müll für schlappe 20,00 Euro. Uns wurde sogar noch die goldene Medaille am blauen Band für den besten Mülltrenner des Jahres an die stolze Brust gesteckt.  
 
12.02.2020
 
 
     
 
     
  Upps! Jetzt gab es aber einen großen Sprung! Die Decken sind verkleidet und die Wände im Damen-WC bereits gefliest. Natürlich alles mit Edelstahlkanten. Nobel geht die Welt zugrunde. Das unansehnliche Rohr oben in der Ecke ist auch verkleidet worden. Wenn, dann aber auch richtig. Im Herren-WC ist der Boden wieder geschlossen und die Schamwand ist gemauert. Die Ständer für die Urinale sind nun auch abgemauert und ein großer Teil der Wände ist schon gefliest. Aber im Hintergrund ist auch einiges gelaufen. Die LED-Leuchtpanele und die -Spots sind schon da. Handtuchspender, Abfalleimer, Hygeniebehälter, Klobürsten und -papierrollenhalter, Kleiderhaken, Seifenspender und sogar die Aufkleber für die Türen sind schon eingetrudelt. Bei den Aufklebern stimmt das vielleicht nur zur Hälfte. Trotz zweifacher Nachsendung ist der Aufkleber für das Herren-WC immer noch spiegelverkehrt. Also wer Aufkleber braucht, wir haben mittlerweile reichlich davon. Und wir geben auch die Hoffnung nicht auf, noch den richtigen zu bekommen. Internetversand wir lieben dich. Wie sind wir früher nur ohne ausgekommen. Zu guter Letzt, die Türen und Zargen sind bestellt.  
 
22.02.2020
 
 
     
 
     
  Am 18.02. waren unsere Profis erst einmal soweit mit ihren Gewerken fertig, dass wir bis zum 25.02. unsere Eigenleistungen erbringen konnten. Im Klartext bedeutet dies, alle Wände und der Boden waren gefliest und verfugt sowie die Decke und die Wände oberhalb der Fliesen mit Gipskartonplatten verkleidet. Die Gipskartonplatten wurden wie vereinbart ein Mal vorgespachtelt. Und da kommt unser Profi Bernd ins Spiel. Feinspachteln und schleifen war angesagt. Spätestens jetzt gibt es keine Ritze im Vereinshaus mehr, in der kein Staub wäre. Wahrscheinlich lag es aber auch daran das Kalle geholfen hat. Die neu bestellten Türen und die Zargen waren mittlerweile auch schon eingetrudelt und wurden von Frank und Dieter natürlich sofort fachgerecht montiert. Hartmuth hat auch schon die Bohrungen in die Decke für die LED-Spots eingebracht. Jetzt fehlt noch Farbe und dann können die Profis wieder kommen.  
 
24.02.2020
 
     
  Siehste, geht doch! Bernd war fleissig. Farbe ist auf den spiegelglatten Wänden und Kalle hat mit einem gaaaanz feinen Pinsel (also maximal zwei Haare) die Fugen der Glasbausteine weiß gestrichen. Frank hat noch den Bauschaum an den Zargen entfernt und die Blende montiert. Die neuen Türdrücker sind auch schon angebracht. Na sichi, Edelstahl! Was sonst?! Sieht man auf den Fotos nicht, könnt Ihr mir aber glauben.  
 
25.02.2020
 
 
     
 
 
  Sie sind wieder daaaha! Feininstallation ist angesagt. Am 27.02. sollen die Kabinenwände kommen. Dann ist wieder Eigenleistung gefragt. Mal sehen wieviele Fliesen wir beim Anbohren der Fliesen an den Wände und auf dem Bodens zerlegt bekommen. Ein Verantwortungsnehmer für diese Arbeit ist aber auch schon gefunden. Obwohl, gefunden? Wir sind ja schließlich ein Verein, da wird so jemand natürlich demokratisch benannt! Ob er will oder nicht! Na klar, der Vorsitzende! Der ist zwar satzungsmäßig sowieso immer inne Schuld innen drinne, aber so hat man das dann doch noch einmal etwas klarer. Oh man, das Ende der Umbauaktion läßt sich fast schon schmecken.  
 
01.03.2020
 
     
 
     
  Also das mit dem Bohren war eine nicht zu beschreibende Katastrophe! Die gute Nachricht, bisher ist keine Fliese beschädigt worden. Die schlechte ist, dass die Nerven der Beteiligten zum Zerbersten gespannt waren. Die Apocalypse hat schon durch die Tür geschaut. Wir hatten, in weiser Voraussicht, extra Bohrer für ein Vermögen von dem führenden Hersteller besorgt. Es galt ja Toilettenpapierhalter, Papierhandtuchspender, Hygienebehälter, Türpuffer, Kleiderhaken, Klobürstenhalter und natürlich die Kabinenwände inkl. der Füße zu verdübeln. Bei den weißen Wandfliesen kann man von, ja, doch, ging reden. 3 Minuten und eine 6er Bohrungen war erfolgreich erstellt. Natürlich ohne Schlag, mit niedriger Drehzahl und einem so sanften Druck, dass es schon ein klein wenig etwas von Erotik hatte. Bei unseren Bodenfliesen handelt es sich nun aber um Feinsteinzeug, das natürlich auch den extremen Belastungen eines Kleingärtnerfußes gewachsen sein muss. Und wieviele Bohrungen haben wir mit unserem Superspezialexcelsiordeluxebohrer erstellen können? 10? 20? Ne, nicht eine einzige! Üüüüüüberhaupt gar keine! Nicht einmal angekratzt haben wir die Oberfläche. Watt? Bohrer alt? Schlaumeier! Wir haben noch welche nachgekauft. Angesetzt! Stumpf! Also den Heilsbringer Google bemüht! Es gibt spezielle Diamantfräsköpfe ohne Spitze aber mit Kühlgeleinsatz! Laut Rezensionen zu den Bohrern, die einzige Möglichkeit irgendwie ein Loch in die Platten zu bekommen. Aber und da hatten die Bewertungen sich auch als wahr herausgestellt, nach circa 4 Bohrungen war es das dann mit dem tollen Fräser. Die Preise schwanken zwischen 15,00 und 45,00 Euro. An der Anzahl der Bohrungen ändert das aber nichts. Dank Amazon prime waren die Dinger dann innerhalb von zwei Tagen da. Und Dank der ruhigen, besonnen Art von Dieter und ein wenig Wasser zur Kühlung haben wir für alle Bohrungen dann doch nur vier Bohrer gebraucht. Hatte ich erwähnt, dass unsere Mädels die 15m³ Staub aus unserem Vereinshaus auch schon entfernt haben. Alles wieder sauber. Finaaale! Ohho! Zum Schluß noch! Der erste Vorsitzende hat eine der neuen Toilettendeckel zerbrochen! So jetzt ist es raus!  
 
08.03.2020
 
 
     
 
     
 
 
     
 
     
 
 
     
 
     
 
 
  Jetzt mal ganz im Ernst! Hammer, oder! Und wir finden auch jeden Euro wert. Die Entscheidung war richtig die Hauptarbeiten in die Hände einer Firma zu legen. Vielen Dank an die Firma Bad & Fliesenwelt Lüdinghausen GmbH. Wir wurden toll beraten. Es ist genau so geworden wie besprochen und die Handwerker haben hier ein wirklich tolles Stück Arbeit abgelegt. Die Zusammenarbeit war wirklich fantastisch. Es wurde uns immer ganz unkompliziert Zeit für unsere Eigenleistungen eingeräumt. Und der Festpreis ist auch ein solcher geblieben. Keine Nachforderungen, auch wenn wir schon einiges rausgehandelt hatten und die Handwerker auch die eine oder andere Sache zusätzlich gemacht hatten. Wir sind auf alle Fälle begeistert. Ein ganz großes Dankeschön auch an alle Helfer, insbesondere an die positiv Bekloppten, die auch ohne die Stunden angerechnet zu bekommen immer zur Stelle waren. Jetzt sieht der Saal dagegen natürlich nicht mehr ganz so gut aus! Da müsste man doch jetzt eigentlich auch noch..... Haaaaaalt! Stop! Einige Vereinsmitglieder sind jetzt bestimmt aufgesprungen, haben ihre Fackel entzündet, sich mit Mistgabeln bewaffnet und laufen in meine Richtung mit nicht gerade positiven Gedanken. Nur Spass, Geld ist weg! Obwohl, neue Schals für die Fenster haben wir schon aufgehängt und ein paar vernünftige Bilder sollen an die Wände. Dafür müssten die Wände aber vielleicht noch frisch gestrichen werden.😉  
 

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