Die Trockenmauer

Der geneigte Besucher dieses Internetauftritts oder unserer Kleingartenanlage wird wissen, dass wir einen ganz fantastischen Rosengarten haben, der seinesgleichen sucht. Ein Meer aus tausenden Blüten, in dem man sich in der unendlichen Vielzahl von Düften treiben lassen kann. Ups! Ein wenig vom Thema abgekommen.

Eigentlich geht es darum, dass der Rosengarten in einem Bereich unserer Kleingartenanlage errichtet worden ist, der ursprünglich ein starkes Gefälle hatte. Dieses Gefälle wurde seinerzeit auf einheitlich ca. 1% gebracht. Man könnte jetzt noch einmal davon erzählen, was das für eine wahnsinnige Arbeit war, die Schmerzen, all' das Leid, die geschundenen Kleingärtner...! Aber nein, wir brauchen im Moment auch ein wenig die natürliche Vergesslichkeit unserer Mitglieder, sonst macht ja keiner mehr bei diesem Projekt mit.

Fakt ist jedoch, dass sich durch das Einebnen im hinteren Bereich des Rosengartens ein Niveausprung von ca. 600mm ergab. Bei den immer häufiger auftretenden und in ihrer Intensität immer größer werdenden Starkregenereignissen kam es hier dann zu immensen Einschwemmung von Erdreich in die Mulchwege und den plattierten Sitzbereich. Selbstverständlich wäre hier eine schnelle und preiswerte Lösung mit Beton-L-Steinen herbeizuführen gewesen. Dies hätte aber dem nachhaltigen und naturverbundenen Grundkonzept widersprochen, welchem wir in den vergangenen Jahren bei der Gestaltung unserer Anlage gefolgt sind. Aus diesem Grunde hatten wir uns 2022 dazu entschieden, unser Problem durch eine ca. 26 Meter lange Trockenmauer lösen zu wollen. Die Steine sollten hierbei möglichst unbearbeitet sein, um so eine natürliche Optik zu erlangen, die dem Gesamtkonzept der Anlage entspricht. Die Mauer würde ohne Mörtel errichtet werden, wodurch sich die Möglichkeit einer Bepflanzung ergibt. Eine Drainageschicht mit eingelegtem Filtervlies hinter der Mauer sollte das erneute Einschwemmen von Erdreich in die benannten Bereiche verhindern. Vor der Mauer waren weitere Pflanzen geplant, die bis zur Wegeinfassung des Rosengartens einen durchgehenden Blütenflor bilden würden. Pflanzen wie zum Beispiel Mauerpfeffer, Teppich-Phlox, Polsterglockenblumen, Blaukissen, Berg-Steinkraut, Sternmoos und noch viele andere könnten hier zu einem speziellen Biotop zusammenwachsen, welches Insekten und sonstigen Tieren als Lebensraum dienen würde. Und mit ganz viel Glück dürften wir vielleicht auch einmal eine Mauereidechse in den Ritzen der Mauer oder beim Sonnenbaden beobachten.

Das war also der Plan. Apropos Plan! Latürnich hatten wir auch einen richtigen Plan! Also wenn einer immer einen Plan hat, dann doch wohl wir! Das ist übrigens der Plan.

Wenn man jetzt auch noch genau sehen möchte, was da so wundervoll geplant wurde, kann man das Wagnis eingehen auf die Abbildung zu klicken. Aber Achtung, man sollte schon eine vernünftige Downloadrate besitzen oder viel Zeit haben. Die Datei könnte vielleicht etwas viel zu groß sein. Aber große Planungen bedürfen auch großer Dateien.

Nach dem Plan kommt ja immer die Frage, wie wollen wir das Ganze eigentlich finanzieren. Die Investkosten waren schnell ermittelt und führten natürlich zu Schnappatmung. Aber ett hilft ja nix, ett muss ja jemacht werden. Also wurde das Nebenprojekt "Extremgeldbesorging" begonnen.

Klimaschutzpreis! Gute Idee! Da hatten wir 2021 einen hervorragenden dritten Preis belegt, der mit 1000,00 Euro dotiert war. Also behende einen wohlformulierten Antrag erstellt! Plan beigepackt! (Wir erinnern uns, kein Projekt ohne vernünftigen Plan) Alles eingetütet und abgeschickt! Und?! Vierter Platz! Man kann nicht immer vorne mit dabei sein. Aber ein wirklich tolles Insektenhotel als Trostpreis haben wir erhalten. Gut, wir hatten mehr in Richtung Geld gedacht, aber man muss ehrlich zugeben, dass die drei Gewinner echt bewundernswerte Projekte hatten. Und es bleibt dabei, der Klimaschutzpreis ist eine tolle Sache, bei der wir 2023 auch wieder teilnehmen werden.

Der Bezirksverband der Kleingärtner Marl e.V.! Da war ja noch ein Rest aus der Spende der Sparkasse für Klima- und Naturschutz. Dieses Geld wurde 2022 noch an die neun Kleingartenanlagen ausgeschüttet. Das war schon einmal ein erster Schritt. Dann gab es ja auch noch die Fördermittel der Bezirksverbandes für Klima- und Naturschutzprojekte. Dafür muss man natürlich einen Antrag stellen. Den hatten wir ja noch aus dem Klimaschutzpreis fertig. Und siehe da, der Antrag wurde genehmigt. Vielen Dank dafür noch einmal an den Bezirksverband. Aber die Rechnungen mussten bis spätestens Ende November eingereicht worden sein. Die Summe reichte selbstverständlich nicht für das ganze Projekt, aber für den Großteil des Schotters. Also Schlappen an und fix zu dem großen Baustoffhändler unseres Vertrauens in Marl gefahren. Für die 7cbm Schotter 0-45mm wurden dort inklusive Fracht 600,00 Euro aufgerufen. Die Kinnlade unseres Vorsitzenden hat daraufhin das Tresenbrett durchschlagen. Wir haben dann nur das Brett notdürftig repariert und unseren immer noch fassungslosen Vorsitzenden behutsam nach Hause begleitet. Ja, doch, es geht ihm schon wieder besser. Wir haben dann bei der Fa. Kleine-Wienforth in Marl-Polsum zu einem Drittel des Preises bestellt. Und dann nahm das Projekt langsam an Fahrt auf.


 
18.11.2022
 
     
  Wer den Plan aufmerksam studiert hat, dem ist klar, dass zu Anfang erst einmal ein Graben ausgehoben werden musste. Und natürlich war genau in dem Bereich gerade das Jahrestreffen aller Baum- und Strauchwurzeln aus der Kleingartenanlage. Aber was wäre ein Jahrestreffen ohne Strom. Also wurde noch ein Stromkabel freigelegt. Aber es ist nichts passiert. Hatte ich erwähnt, das ein Garten frei geworden ist? Ne, nur Spaß! Der Graben war noch nicht ganz fertig, da wurde schon am anderen Ende wieder Schotter eingefüllt.  
 
  Der Schotter war ja nun da. Wir erinnern uns, Rechnung bis Ende November. Und jetzt kannst du ja nicht so einen riesigen Berg Schotter mitten im Weg liegen lassen. Schlappe 10,5 t. Aber da zu der Jahreszeit sowieso keiner was mit sich anzufangen wusste, waren alle sehr froh ein wenig Abwechslung zu haben. Wer das glaubt, ist natürlich in unserem Verein herzlich willkommen.  
 
07.01.2023
 
     
  Wie man sieht, war der Schotter verwendungsgemäß eingebracht worden. Nur verdichtet hatten wir ihn nicht, da wir keine Rüttelplatte hatten bzw. extra leihen wollten. Also wurde beschlossen, die Schwerkraft wirken zu lassen. Ja klar und dann haben wir das Ganze noch mit Eichenblättern beschwert!  
 
  Ach so! Fast vergessen! Wir hatten mit dem Schotter auch noch 7,5t Kies anfahren lassen für die Drainage. Den geplanten Schotter 11-22mm hätte man in Gold aufweigen können. Also hatte uns Fa. Kleine-Wienforth den Kies besorgt. Ne, die haben nicht den diesjährige Weltmeister im "Extrem-LKW-Abkipping" in ihren Reihen. Wir haben das im Schweiße unseres Angesichtes vom Hauptweg in den Sitzbereich geschlörrt. Ordnung muss sein im Kleingarten!  
 
  Und wenn man jetzt noch diesen kleinen Haufen aus Steinchen sieht, kann man gegebenenfalls gaaaanz leicht erahnen, warum viel Zeit verging, bis die Arbeiten wieder aufgenommen wurden. Aber zu den Fakten! Ibbenbürener Sandstein, 15-45mm, 9t von der Fa. Natursteinbrüche Bergisch Land GmbH aus Wuppertal. Warum wir die Steine nicht regional besorgt haben? Erstens waren die gewünschten Steine hier nicht zu bekommen und zweitens hätten die Lieferanten sie auch von irgendwo inklusive astronomischem Aufschlag hergeholt. Trotz der Lieferkosten war das immer noch ein absoluter Schnapper. Und die Firma, die Abwicklung, die Anlieferung, die Termineinhaltung sowie nicht zuletzt die Steine, alles ein Träumchen.     
 
21.01.2023
 
  Dann war es doch endlich soweit! Vier positiv Bekloppte haben sich daran gemacht das Monument zu errichten. Oder sagen wir lieber, erst einmal zu schauen, wie es denn so klappen könnte, bevor die wilde Horde darauf losgelassen würde. Was ist schon die chinesische Mauer, wenn man erst einmal Kleingärtner frei wirken läßt. Aber jetzt Mal ganz im Ernst! Was war das denn für eine unvorstellbare Maloche? Da rammst du bei kompletter Auflösung deiner Bandscheiben, deines Gelenkknorpels, deiner Sehnen und Muskeln die erste Reihe Felsmassive in das Gelände, um dann festzustellen, dass der eine oder andere Stein wieder raus muss, weil du keinen Stein findest, der oben drauf passt. Natürlich hast du bis zu dieser Erkenntnis tausende Steine auf ihre Passgenauigkeit geprüft, nicht ohne sie dabei 16 mal gedreht und gewendet zu haben. Und dann kommt ja noch die dritte Reihe. Die Steine sind nicht nur 15-45cm groß, die wiegen auch mal locker 15-45kg. Wer hat sich das eigentlich ausgedacht? Lass doch den Regen alles wegspülen. Sieht doch auch gut aus. Und außerdem muss man der Natur mal ihren freien Lauf lassen. Ne Trockenmauer wollen se bauen! Hömma ich könnte heulen. Und was ist eigentlich aus den vier Zerschundenen geworden? Sind die noch im Sanatorium?! Ne Trockenmauer! Man fasst es nicht!    
 
  Obwohl! Eigentlich ist das Ergebnis doch genau so geworden, wie wir uns das vorgestellt hatten. Vollkommen unregelmäßig und mit vielen Lücken für eine mögliche Bepflanzung. Und was ist schon der Verlust von vier Kleingärtnern bei einem solchen Projekt.     
 
28.01.2023
 
  Ja doch, schon ein ganzes Stück mehr geschafft. Jetzt könnte man natürlich meinen, die sind da jetzt mit 200 ehemaligen Bärenringern drangegangen. Wären wir gerne, bringt aber nichts. Die schmerzvolle Erkenntnis war die, dass sich mehr als vier Leute nur auf den Füssen rumstehen oder soviel Material ranschaffen, dass man es nicht hinreichend schnell verbauen kann, damit es nicht auch noch im Weg rumliegt. Aber wir haben noch einen Sohn begeistern können zu helfen. 24 Jahre, ungebändigte, pure Manneskraft und voller Tatendrang. Der hat dann zumindest die Steine schon einmal rangekarrt und vorsortiert. Das hat er dann bis Donnerstag noch gemerkt.       
 
  Wer zwei Bilder vorher mal nach links an das Ende der teilfertigen Mauer geschaut hat, wird sich fragen, was haben die denn mit dem Baumstumpf gemacht? Eigentlich wollten wir den mit unserer Kettensäge mal eben entfernen. Aber wie das im Leben mit dem mal eben dann immer so ist. Die Säge wollte nämlich nicht mal eben angehen, aber dafür ist das Starterseil dann mal eben abgerissen. Also eine Axt geholt und froher Dinge losgelegt. Das war mal eine gute, alte, deutsche Eiche. Und obwohl die schon vor locker sechs Jahre von der Stadt gefällt worden war, hätte man meinen können, die sei aus Stahl. Mit der Axt keine Chance. Also haben wir einen elektrischen Fuchsschwanz bzw. eine Säbelsäge, wie man ja eigentlich richtig sagen muss (es könnten Profihandwerker mitlesen) bemüht und nach zwei Sägeblättern sowie der gleichen Anzahl an Stunden war der Stumpf in winzig kleine Würfel zerlegt. Ne, ne, im Grunde hatten wir natürlich jede Menge Spass!  
 
04.02.2023
 
  Da waren wir wieder. Hurra! Wie hatten wir das über die Woche vermisst. In der gesamten Anlage waren Gemeinschaftsarbeiten angesagt. Da konnten wir zur Stammmannschaft noch ein junges, agiles Gartenmitglied begeistern zu helfen. Ob sich die Begeisterung sehr lange hielt, wurde nicht überliefert. Aber der gemeine Kleingärtner leidet auch mehr still in sich hinein. Apropos jung und agil. Kann man eigentlich erkennen, dass der fleissige Kleingärtner an der Schüppe mit der sportlichen, grünen Kappe 80 Jahre alt ist? Weisse Bescheid! Und der andere aus der Stammmannschaft, der gerade das Foto macht, wird dieses Jahr 70 Jahre alt. Soll noch einer sagen Gartenarbeit hält nicht fit.  
 
  Es nimmt langsam Formen an. Links sind wir bis zu der Wasserzapfstelle gekommen. Da mussten wir erst noch einmal schauen, ob wir die so integriert bekommen, wie wir uns das vorgestellt haben. Aber beim Schauen ist es dann auch geblieben. Wir hatten nämlich sowas von keine Lust mehr.   
11.03.2023
 
  Ja, wir haben uns mal wieder aufgerafft. Und es ist und bleibt eine höllische Qual! Aber, die rechte Seite ist erst einmal fertig. Warum erst einmal? Es sieht so aus, als würde der ein oder andere Stein übrig bleiben. Verlängern wir die Mauer also noch oder setzen eine zusätzliche Reihe oben drauf? Aber eigentlich sind wir auch froh, wenn wir endlich fertig sind.  
 
  Aprospos fertig werden. Es war noch ein wenig Kraft und ein Stück Bandscheibe vorhanden, um auch auf der rechten Seite noch ein paar Meter zu ergänzen. Gott sei Dank sind wir am nächsten Samstag im Obstbaummuseum zum Baumschnitt. Da können wir leider nicht an der Mauer weiterarbeiten. Da ist die Enttäuschung natürlich unendlich groß.  
01.04.2023
 
  Nein, das war kein Aprilscherz. Wir haben im strömenden Regen den Rest der Mauer aufgebaut. Und das waren nicht ein paar gelegentliche Schäuerchen. Ne, die ganze Zeit in einem durch. Alles aufgeweicht, man selbst von oben bis unten voller Matsch und dann musstest du auch noch die vorbeiziehenden Lachse wegscheuchen. Und ja, die Frage ist berechtigt, warum habt ihr das dann gemacht. Ganz einfach, am nächsten Wochenende war Brauchtumsfeuer und das Wochenende darauf Prämierung. Da sollte es dann ja auch schön sein. So bekloppt muss man erst einmal sein.  
 
  Ein Gutes hat es natürlich, das mit dem Steinepuzzle ist erst einmal durch. Hurra! Den restlichen Kies hatten wir auch schon nach oben auf den Materialplatz gefahren und die verbliebenen Steine sollten im Laufe der Woche folgen. Was wir damit machen wollen, überlegen wir uns dann ganz in Ruhe, denn wir sind hier ja noch nicht fertig. Hinter der Mauer muss noch der Rest der Erde aus dem unteren Komposter angeböscht werden. Vielleicht gerade einmal 4m³. Lächerlich zu erwähnen. Dann muss noch der überschüssigen Kies aus der Mauer gefriemelt und die Lücken zwischen den Steinen zur späteren Bepflanzung mit Erde aufgefüllt werden. Aber, und so viel Zeit muss sein, wir sind jetzt schon mehr als zufrieden mit dem Ergebnis.  
 

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