Klimaschutzpreis 2021

2020 Heimatpreis, 2021 Klimaschutzpreis! Machen die eigentlich auch noch was in ihren Gärten? Oder haben die vielleicht zuviel Langeweile? Das könnte sich der aufmerksame Besucher dieses Internetauftrittes natürlich fragen. Aber weit gefehlt! Neben den ganzen Strapazen, die das Kleingartenwesen mit sich bringt, wie die Bewirtschaftung der schier unendlichen Gemüse- und Blumenfelder in der eigenen Parzelle und den nimmer enden wollenden Gemeinschaftsstunden im öffentlichen Bereich, welche aufgrund ihrer Intensität schon unter der Beobachtung von Amnesty International stehen, muss auch immer Zeit sein, Möglichkeiten zu nutzen, neue tolle Projekte zu finanzieren. Und genau die Zeit nehmen wir uns.

So! Aufpassen! Jetzt lassen wir den Erklärbär los. Seit 1995 wird der Westenergie-Klimaschutzpreis vergeben, um gute Ideen und vorbildliche Aktionen aus dem lokalen Umfeld für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Mehr als 7000 Projekte haben die Auszeichnung bereits erhalten. Der Preis wird in den Städten und Gemeinden jährlich ausgelobt und ist je nach Größe der Kommune mit bis zu 5.000 Euro dotiert, die Vergabe erfolgt über eine Jury aus Vertretern der Kommune und von Westenergie. Kein Bewerber geht leer aus. Erhält ein Bewerber keine Auszeichnung, gibt es einen Sachpreis. Kurz gesagt es geht um Natur- und Umweltschutz.

 Und da fällt dir kein förderungsfähiges Projekt ein? Oha! Da wird die Greta aber gaaanz traurig!

Die Verleihung fand in diesem Jahr in der Insel an der Wiesenstrasse statt. Ganz kleiner Rahmen, nur die Gewinner, Frau Baudeck, ihres Zeichens Baudezernentin der Stadt Marl, Herr Strehlke vom Amt für Klimaschutz und Nachhaltigkeit, der Westenergie-Kommunalmanager Herr Wißel und der Leiter der Volkshochschule. Warum nur die?! Corona! Mehr braucht man wohl nicht zu sagen. Jeder konnte kurz sein Projekt vorstellen und dann wurde schon das Pressefoto gemacht. Dewegen können wir hier auch nicht mit einem Foto der Siegerehrung dienen. Aber in den Internetz drinne am sein, wie der IT-Spezialist im Ruhrgebiet zu sagen pflegt, findet ihr das sicherlich noch. Wurde erwähnt, dass man sich jedes Jahr wieder bewerben darf? Wir sind auf alle Fälleim nächsten Jahr wieder dabei!

Unser Projekt „Totholzhaufen/Benjeshecke“ hat den dritten Platz errungen, der mit einem Preigeld von 1000,00 Euro verbunden war. Mit den beiden Schulen, die gewonnen haben, wurde natürlich sofort vereinbart, mal eine Exkursion in unsere Anlage zu machen.

Aber einen Moment mal! Wie immer ganz locker drüber weggeschwafelt! Watt is' den 'ne Benjeshecke?

Totholzhaufen kennt aber jeder, oder? Vielen nennen ihre Ecke so, in die sie den Baum- und Strauchschnitt schmeissen. Und wenn man zu faul ist diesen zu häckseln, ist es eben kein Komposter, sondern ein Totholzhaufen. Ne, nur Spaß. Im Grundsatz ist genau das ein Totholzhaufen. Und alle die den Naturschutz tief in ihrem Herzen tragen, finden den auch schön. Und das ist er ja auch, denn Natur ist nunmal nicht aufgeräumt. Aber für die meisten ist es nur eine "Schmuddelecke". Der gemeine deutsche Gärtner mag es ja eher aufgeräumt und geradlinig. Und unserer Meinung nach führt genau das dazu, dass es in unseren Gärten eigentlich keine Totholzhaufen gibt.

Aber genau hier setzt die Idee der Benjeshecke an. Eine solche Hecke bestehend aus locker aufgehäuften Ästen und Zweigen. Der dadurch entstehende "Sichtschutz" im Garten ist nicht nur kostengünstig, sondern entwickelt nach kurzer Zeit auch ein spannendes Eigenleben. Die angelegte Hecke bietet für zahlreiche Vogelarten, wie beispielsweise Amsel und Heckenbraunelle, einen geschützten Bereich, den diese gerne als Nistmöglichkeit annehmen. Auch kleine Säuger wie Igel und Siebenschläfer sowie kleine Reptilien wie die Zauneidechse, Amphibien wie die Erdkröte oder Insekten wie Wildbienen beziehen die Benjeshecke gern und sorgen als Nützlinge für einen schädlingsfreien Garten.

Um den gemeinen Kleingärtner oder den geneigten Gartenbesitzer nun aber von der Errichtung einer solchen Hecke zu überzeugen, bedarf es unserer Meinung nach auch noch der Erfüllung einiger Kriterien. Viele aus diesem Grunde geführten Gespräche haben gezeigt, dass die Erwartungen an eine solche Konstruktion in Richtung Langlebigkeit gehen und den Wunsch der leichten Pflege des direkten Umfeldes erfüllen sollten. Wir glauben, dass unsere Variante diese Kriterien mitbringt. Natürlich wird eine normale Benjeshecke durch starke Äste oder Holzpfähle, die einfach in den Boden geschlagen werden, seitlich begrenzt. Nach ein paar Jahren faulen diese jedoch meist durch und das gerade intakte Biotop stürzt teilweise ein, was wiederum im schlimmsten Fall zur Entfernung aus dem „gepflegten“ Garten führt. Die von uns eingesetzten Pfähle sind zum einen aus einem robusteren Holz und können zum anderen bei Bedarf ausgewechselt werden. Selbstverständlich ist uns bewusst, dass die Ökobilanz von Douglasienholz nicht wirklich berauschend ist. Auch das Einbetonieren der Pfostenschuhe und die Steineinfassung mag nicht auf allgemeine Begeisterung stoßen. Aber Beides führt vielleicht dazu, dass der ein oder andere sich eine solche Hecke dann doch in seinem Garten vorstellen kann.

Jetzt aber mal Kompost an die Pflanzen! Wie soll das Ganze denn jetzt aussehen? Selbstverständlich haben wir auch eine Planungszeichnung, die jeder gerne zum Nachbau benutzen kann.

Aber wir wären nicht in der Brinkfortsheide, wenn das Projekt nicht schon längst umgesetzt worden wäre. Hätte man nicht erwähnen müssen, oder? Aufgebaut haben wir unsere Konstruktion auf der Wiese am oberen Eingang im Bereich neben dem Lagerplatz.

  Das ist ein Foto Sekunden nach der Fertigstellung. Wenn man genau hinsieht, erkennt man, wie sich erst langsam die Schweißwolken der unermüdlichen Erbauer auflösen.  
 
  So sieht das Ganze aus, wenn schon mal etwas Material eingebracht worden ist  

Und weil wir ja nicht wissen konnten, ob wir beim Klimaschutzpreis unter den drei Gewinnern sein würden, haben wir die Finanzierung auch beim Bezirksverband der Kleingärtner Marl e.V. beantragt. Man weiß ja nie! Hier gab es zwei Fördertöpfe. Zum einen den des Bezirksverbandes und zum anderen den aus den Spendengeldern der Sparkasse für die Jahre 2019 und 2020. Zu beiden musste ein Antrag gestellt werden, in dem die Verwendung hinsichtlich Klima- und Naturschutz erläutert wurde. Dankenswerterweise wurden beide Anträge durch den Bezirksverband genehmigt. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank dafür.

Also haben wir das Projekt auch auf der Wiese im Bereich unseres Gastanks im Unterland verwirklicht. 

  Man erkennt ganz klar die mittlerweile erworbene Routine beim Bau unserer Benjeshecke. Zwei Stunden! Fertig! Wie glaubst du nicht?! Kleingärtner lügen nicht! Sie haben zwar manchmal eine andere Wahrnehmung, aber lügen? Niemals! Einigen wir uns auf gefühlte zwei Stunden. Oder waren es doch zwei Tage? Man weiß es nicht mehr.  

Jetzt kann der interessierte Bundesbedenkenträger natürlich meinen, die Dinger sind so riesig, die bekommt ihr niemals gefüllt. Tja, leider wird das aber wahrscheinlich schon in den nächsten 4 bis 5 Jahren der Fall sein. Unter den immer extremeren Hitze- und Trockenperioden im Sommer leiden die Pflanzen stark. Insbesondere auch unsere vielen Eichen in der Anlage. Da ist in den letzten Jahren schon einiges an Totholz angefallen. Und gemäß dem 4ten Gebot der Kleingärtner "Kein Grünabfall verlässt den Garten, sondern wird achtsam und nachhaltig einer weiteren Verwendung zugeführt" wird nun auch dieses Totholz genutzt.

Vielleicht ist der ein oder andere nun schon auf dem Weg in den Baumarkt und hat unsere Zeichnung in der Hand. Uns würde es freuen und die Natur natürlich umso mehr.


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